Stress in Erziehung und Ehe? Lass Kontrolle los!

Hast du viel Stress in deiner Ehe/ Beziehung und Erziehung? Geratet ihr zu Hause häufig in laute Auseinandersetzungen? Belasten dich Fehler von Menschen und Situationen, die schlecht gelaufen sind, sehr lange? Versuchst du häufig alle Probleme und Schwierigkeiten zu verhindern und bekommst Panik wenn etwas nicht richtig gut läuft?

Stress in Ehe und Erziehung? Versuch nicht den Sturm zu kontrollieren sondern dich selbst
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Ich möchte dich ermutigen, das so nicht hinzunehmen. Denn es gibt einen besseren Weg zu leben.

Kontrolle über unkontrollierbares loslassen

Wenn Menschen versagen oder Dinge schief gehen, hast du immer die Wahl, wie du damit umgehst. Das ist viel entscheidender als das, was gerade schief geht. Wenn dein Leben eines für dich bereithält, dann ist es das: Stürme.

Verschwende also nicht deine Energie damit, dir „sunshine, lollipops and rainbows“ (oder „Friede, Freude, Eieierkuchen“) zu wünschen, sondern mach das einzige, das Sinn macht: Werde innerlich sturmtauglich. Der erste Schritt dahin ist, Kontrolle über andere loszulassen.

Kontrolliere nur das, was auch kontrollierbar ist!

Viele Situationen im Leben bringen Stress mit sich. Ich weiß nicht, wie es grade in deinem Leben aussieht: Was ist alles so schief gegangen? Was sind die Situationen, wo du oder ein Mensch in deinem engen Umfeld versagt hat?

Oder sind Dinge passiert, für die keiner etwas konnte? Wie kannst du mit solchen Situationen umgehen, ohne dass sie dich später noch ewig stressen und triggern? Darum soll es in diesem Blog gehen.

Traumgeburt?

Bei der Geburt unserer ersten Tochter ist ziemlich viel schief gegangen. Die Geburt hat die ganze Nacht lang gedauert, unter anderem weil mir die Hebamme nicht die richtigen Tipps gegeben hat. Ich hatte ja keine Ahnung, es war meine erste Geburt.

Am nächsten Morgen war es dann endlich so weit. Unsere Tochter lag auf meinem Bauch. Aber ich konnte das wenig genießen, denn ich bekam immer stärkere Schmerzen. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Die Schmerzen wurden so intensiv, das ich einfach nur ohnmächtig werden wollte.

Ich hatte eine Komplikation weshalb ich dann eine Notfall OP bekam.

Kurz nach meinem Aufwachen stellten die Ärzte und Hebammen fest, dass unsere Tochter nicht gut atmete. Später wurde klar, dass sie sich bei mir mit Streptokokken angesteckt hatte.

Stress in Ehe und Erziehung? Gib die Kontrolle an Gott ab.
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Wieso hatte das niemand vorher beachtet? Es hatte doch einen Test gegeben, und der war positiv! An den Gesichtern der Ärzte und Hebammen bemerkte ich, dass sie es übersehen hatten. So wurde unsere Tochter kurze Zeit darauf auf die Intensivstation verlegt. Wir konnten sie erst am nächsten Tag wiedersehen und auch in den folgenden Tagen nur sehr selten.

Im Zustand völliger Erschöpfung wurde ich nach Hause entlassen. Frisch aus dem OP sollte ich jeden Tag für ein paar Stunden ins Krankenhaus fahren, um mein Kind zu versorgen. Nur nach anstrengenden Diskussionen konnten wir erreichen, dass ich wenigstens ein Bett bei unserer Tochter auf der Intensivstation bekam.

Kontrolle loslassen

Stress in Ehe und Erziehung? Lass die Kontrolle über deine Mitmenschen los!
by geralt from Pixabay

Dieses Erlebnis beinhaltet so viel Potential für inneren Stress und Sorge. Immer wieder hatte ich den Satz gehört: „Die ersten Stunden sind so wichtig für die Mutter-Kind-Bindung. Wer das verpasst, kann das nie mehr nachholen!“

Jetzt erst merkte ich, was für eine schreckliche Behauptung das war. So viele Eltern und besonders Mütter werden hier unter Druck gesetzt, die sowieso schon mit einer schweren Geburt zu kämpfen haben. Ich bin überzeugt, dass das einfach nicht wahr ist. Wir Menschen sind keine kleinen zerbrechlichen Pflänzchen, die beim kleinsten Sturm abbrechen. Wir sind robust. Und, obwohl Babys sehr hilfsbedürftig sind, sind sie trotzdem Menschen.

Durch diese Situation hätte ich in großen inneren Stress rutschen können, der mich verfolgt hätte, vielleicht sogar bis heute: „Was, wenn meine Beziehung zu ihr für immer darunter leidet?“

Stress? Entdecke Gottes Einladung, frei zu werden und Kontrolle an ihn abzugeben

Aber dieses Erlebnis besitzt auch ein anderes Potential:

Ich musste in diesem Moment entscheiden: vertraue ich Gott oder vertraue ich der Angst?

Ich bin so froh, dass ich mich für Gott entschieden habe. So konnte ich loslassen und vertrauen: „Auch wenn hier richtig viel schiefgelaufen ist: Gott ist bei uns, bei mir und bei unserem Kind und ist stärker als unsere Probleme.“

Ich durfte erleben, dass mein Vertrauen in Gott mich trägt. Er ist der, der mich stark macht. Trotz dieser schweren Situation.

Ich weiß, dass diese Situation vielleicht lächerlich ist im Vergleich mit den Problemen, die dich attackieren. Aber auch wenn deine Probleme weitaus größer sind, gibt es doch den einen, der ein Meister darin ist, auch deine Probleme zu bewältigen. 

Ein Schiff sinkt nicht wegen des Wassers, das es umgibt…

Das Leben ist voll von unkontrollierbaren Situationen. Der erste Impuls ist in der Regel, die Situation kontrollieren zu wollen. In vielen Bereichen ist das auch sinnvoll. Zum Beispiel ist es richtig gut, schnell zu reagieren, wenn der Keller voller Wasser läuft. Es kommt darauf an, das Problem unter Kontrolle zu bekommen.

Stress in Ehe und Erziehung? Kontrollieren was Kontrollierbar ist
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In anderen Situationen ist das aber nicht wirklich möglich. Du hast es nicht in der Hand, dass dein Partner die richtigen Entscheidungen für eure Beziehung trifft.

Viele Menschen sind sich dieses Problems nicht bewusst: Je länger die Liste der Dinge wird, die du kontrollieren willst, desto mehr werden dein innerer Stress und deine innere Panik zunehmen.

Zum Vorschein kommt diese Panik erst dann, wenn etwas „außer Kontrolle gerät“. Ist dieser innere Stress, die Panik und der Schmerz dann einfach normal? Ohne Ausweg?

Ich bin überzeugt, dass der Gott, der dich geschaffen hat, einen Ausweg für dich bereithält.

Gottes stiller Einfluss

Einen der größten positiven Einflüsse, den du auf deine Familie, Kinder, deinen Partner oder Freunde haben kannst, ist Gott in deiner Beziehung und Familie Raum zu geben.

Das ist der erste und wichtigste Schritt hin zum: Kontrolle über das Unkontrollierbare loslassen. Wie kann ich mir das praktisch vorstellen? Hier geht es nicht um einen meditativen Ansatz: als ob alles unwichtig sei oder das Ziel die Loslösung von allen Zielen und menschlichen Schwierigkeiten sei. Im Gegenteil.

Es geht darum zu entdecken, dass du in Gott ein wunderbares Gegenüber hast, der für dich kämpft, deinen Schmerz miterlebt und auf deiner Seite steht. Er liebt dich leidenschaftlich und ist stark genug dir zu helfen. Nur wenn du ihm deine Last aktiv gibst, kannst du von deiner Last befreit werden. Das ist oft täglich notwendig, da sich immer wieder etwas ansammelt oder wieder hoch kommt. Versuchst du es ohne ihn, behältst du die Last bei dir oder läufst Gefahr, dem Leben gegenüber gleichgültig zu werden.

Stress in Ehe und Erziehung? lass Gott rein und Kontrolle los
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Ein Schiff sinkt nicht wegen des Wassers, das es umgibt. Es sinkt, wenn das Wasser in das Schiff hinein kommt.
Lass das, was um dich herum geschieht, nicht in dich hin und dich belasten.

Du als Mensch bist dafür geschaffen, schwierige Situationen zu meistern – an der Hand deines Gottes, der für dich kämpft. Dein Kind auch. Vertraue ihm: er kämpft und siegt für dich. Deshalb brauchst du dich auch nicht vor schwierigen Situationen fürchten.

Deshalb mache es nie zu deinem größten Lebensziel, keine Probleme zu haben. Das bringt nur Stress.

Willkommen in Gottes Welt

Jeder lebt in Beziehungen zu Menschen, die nicht kontrollierbar sind. Computer sind berechenbar. Auch Tiere sind in vielen Situationen berechenbar. Aber Menschen sind da völlig anders.

In diesen Beziehungen erleben wir das, was Gott mit uns Menschen erlebt. Denn er hat dich frei erschaffen, so zu leben wie du es willst. Und er kontrolliert dich nicht.

Ein Huhn kann nicht anders: es macht, was alle Hühner machen, denn sein Instinkt bestimmt es. Du als Mensch bist anders. Gott hat dich in ähnlicher Weise geschaffen, wie er selbst ist. Deshalb kannst du dich freiwillig für eine Beziehung mit ihm entscheiden kannst.

Genau das sind die Beziehungen, in denen du lebst. Deine Beziehung kann schön sein, wenn dein Partner freiwillig bei dir bleibt. Deine Beziehung zu deinen Kindern kann frei und fröhlich sein, wenn sie dir aus freiem Herzen gehorchen.

Wenn du heiratest, gehst du einen Vertrag mit jemandem ein, der unberechenbar ist. Und wenn ihr dann Kinder bekommt, bringt ihr kleine Menschen in die Welt, die wieder eines sind: völlig unberechenbar. Ihr habt keine Ahnung was aus ihnen wird.

Stress in Ehe und Erziehung? versuchst du Menschen zu kontrollieren?
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Frieden statt Stress: lerne zu erziehen ohne zu kontrollieren

Du kannst dir ausmalen so viel du willst, was aus deinem Kind wird. Aber das ändert nichts an der Tatsache: Du kannst es nicht kontrollieren. Natürlich kannst du versuchen, dein Kind zu kontrollieren. Das wird allerding einen Stress in eure Beziehung bringen, der zerstörerisch ist.

Kein Mensch bringt in uns so erfolgreich das hervor,
was wirklich in uns steckt, wie die eigenen Kinder.

Als wir unsere Kinder bekommen haben, fand ich es überraschend, wie ein winziger Mensch so viel Wut in mir erzeugen kann. Er muss nur einfach das nicht tun, was ich will oder was gut ist. Kinder respektieren deine Grenzen als Eltern überhaupt nicht!

Bis du Kinder bekommen hast, gab es so jemanden noch nicht in deinem Leben: jemand, der es überhaupt nicht respektiert, wenn du sagst: „ich kann nicht mehr, ich brauche eine Pause“. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Babys brüllen einfach weiter und Kleinkinder schmeißen sich nur noch trotziger auf den Boden.

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Meine Kinder haben mich so richtig mit meinen Schwächen konfrontiert. Noch mehr als mein Mann. Und das ist richtig gut so. Denn so geschieht Wachstum. Nichts ist schlimmer als ein Leben ohne Wachstum. Aber dann kommt eben diese Erkenntnis, die wohl viele Eltern haben: „Am Liebsten hab ich es, wenn alles nach (meinem) Plan läuft.“

Kontrolle loslassen in der Erziehung

Dany Silk beschreibt den Unterschied zwischen Kontrollieren und Erziehen in seinem Buch „Erziehen mit Liebe und Vision“ sehr gut.

Die Botschaft, die wir unseren Kindern senden, ist klar: „Ich kann dich nicht kontrollieren. Ich kann deinen Appetit nicht kontrollieren. Ich kann deine Lerngewohnheiten nicht kontrollieren. Ich kann deinen Respekt nicht kontrollieren.  Ich kann die Zunge in deinem Mund nicht kontrollieren. Ich kann deine Einstellung nicht kontrollieren. Ich kann nichts von dir kontrollieren. Ich kann ein paar Grenzen setzen. Ich habe ein paar ziemlich coole Werkzeuge, die ich verwenden kann, wenn du Mist baust, aber ich möchte, dass du schnell lernst, dass deine Seite unserer Beziehung dir gehört. Dein Leben gehört dir und du musst lernen, wie du damit umgehst, denn es kommt ein Tag, an dem ich nicht da sein werde.“

Loving our kids on purpose, p.140

Es bringt nichts, deine Kinder kontrollieren zu wollen …außer Stress für euch und eine sehr anstrengende Pubertät. Es ist viel besser, deine Kinder durch klare Grenzen vor die Wahl zu stellen.

Dein Kind räumt sein Zimmer nicht auf? Klar, du kannst schimpfen und dich aufregen. Und vielleicht erreichst du auch, was du willst: dass dein Kind aufräumt. Aber du hast nichts an der Einstellung deines Kindes verändert.

Der andere Weg ist: du setzt dem Ganzen Grenzen, mit denen du leben kannst: „Deine Aufgabe ist heute dieses Essen ohne Theater zu essen. Wenn du das nicht machst, wirst du mir eine halbe Stunde in der Küche aufräumen helfen. Ich kann mit beidem leben.“

Vielleicht ist es für dich sinnvoll, dir andere Konsequenzen auszudenken. Was passt in deinen Alltag? Konsequenzen, bei denen du selbst bezahlen musst, sind grundsätzlich schlecht. Auch Konsequenzen, die länger als einen Tag dauern, sind schwer zu überschauen und durchzuhalten.

Habe dich und den Konflikt im Griff, nicht dein Kind

„Unterschiedlich zu sein ist nicht falsch. Lerne deinen Mitmenschen zu erlauben sie selbst zu sein und dir du selbst zu sein. Dann bist du auf dem besten Weg das tödliche Element Kontrolle aus deinen Beziehungen zu beseitigen!“
Danny Silk, Autor „Erziehen mit Liebe und Vision“

Das Wichtige ist: bekomme die Konflikt-Situation in den Griff, nicht dein Kind oder Partner! Dein Kind muss sich dann frei entscheiden, ob es weiter gegen dich und die Regeln kämpft oder ob es die Regeln akzeptiert.

Kinder sind aber unglaublich klug. Sie werden sich nicht ständig für Situationen entscheiden, in denen sie am Ende eine Stunde lang aufräumen müssen.

Wie merkst du, dass du die Situation im Griff hast? Daran, dass du dich nicht mehr extrem darüber aufregst, aber trotzdem weißt, dass du dein Ziel erreichen wirst oder (mit deinem Partner) eine Lösung finden wirst.

Kontrolle haben wollen bringt Stress vor allem in deiner Ehe und Erziehung

Wenn ich als Mensch dazu tendiere, Menschen kontrollieren zu wollen, betrifft das natürlich alle Beziehungen, auch die Ehe. Nun bringt das Kontrollieren des Ehepartners leider nicht weniger Probleme mit sich. Regst du dich häufig über deinen Partner auf? Ganz oft liegt der Grund darin, dass er sich nicht so verhält, wie du das willst. Wenn du da rauskommen willst, musst du dich fragen, ob du deinem Partner Fehler erlaubst. Darf dein Partner nicht perfekt sein?

Hier wären ein paar Fragen für eine persönliche Reflexionszeit:

  • Darf ich Fehler machen?
  • Darf mein Partner Fehler machen?
  • Wie viel Angst habe ich vor der Meinung anderer Menschen, wenn ich oder mein Partner etwas falsch macht?
  • Beschäftige ich mich im Alltag gedanklich mit Zukunftsängsten oder Traurigkeiten über Vergangenes?“
  • Denke ich oft: Wäre das damals nur anders gelaufen. Das war ein so wichtiger Tag!

Hast du vieles mit Ja beantwortet? Dann sag dir selber:

„Heute ist der eigentlich wichtigste Tag. Wie ich heute lebe und denke entscheidet darüber, wie ich die Vergangenheit und die Zukunft bewerte und empfinde.

Das entscheidet darüber, ob mein inneres Lebensboot mit Wasser gefüllt untergeht oder stark und sicher durch die Stürme des Lebens segelt.“

Ich hoffe du hast einen Tag an dem du mutig neue Schritte in die Freiheit gehst. Gib nicht auf! Es gibt Hoffnung 🙂

Deine Anita

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