Der Brennstoff aus dem Eheprobleme gemacht sind
Es gibt die unterschiedlichsten Eheprobleme, weshalb Beziehungen schlecht laufen. Denn es sind zwei einzigartige Menschen, die da zusammen (oder gegeneinander) kämpfen.
Ein Problem ist aber mit Sicherheit bei allen mit dabei. Und alle anderen Eheprobleme sind dafür verantwortlich, dass dieses Problem immer neues Futter bekommt.
Aber bevor ich hier weiterschreibe, vorweg noch etwas Wichtiges: Was ich hier an Beziehungsproblemen nicht miteinschließe, sind Probleme wie Machtmissbrauch, Gewalt, Untreue und extreme Verletzungen, die deine Seele zerstören. Das ist ein eigenes Thema, das ich hier auf keinen Fall als Lappalie abtun will.
„Das vergebe ich dir nie!“
Das Eheproblem von dem ich hier reden will ist das nicht vergeben. Deinem Partner nicht zu vergeben hat eine unglaubliche Kraft. Wenn alle deine Eheprobleme als Gift in ein Fläschchen gefüllt werden könnten, würde das Problem „nicht vergeben“ bestimmt 80% des Platzes einnehmen.
Vielleicht ist deine Beziehung von Problemen bedroht? Dann will ich dich ermutigen, als erstes das Problem „Ich vergebe nicht“ zu beseitigen.
80/20 Regel
Die 80/20 Regel (Pareto-Prinzip), die der italienische Wirtschaftswissenschaftler Vilfredo Pareto (1848-1923) aufstellte kann uns hier auch helfen. Er fand folgendes heraus: Die ersten 80% einer Aufgabe benötigen 20% der Energie, die du insgesamt für diese Aufgabe benötigst.
Um die restlichen 20% zu erreichen, um also bei 100% anzukommen, brauchst du 80% der Energie, die diese Aufgabe insgesamt in Anspruch nimmt. Das heißt, die letzten 20%, bis die Aufgabe „perfekt“ erledigt ist, kosten die meiste Kraft (viermal so viel!).
Das ist eine geniale Denkhilfe, um sich mit Aufgaben im Studium, Haushalt, Beruf, etc. nicht durch Perfektionismus zu verzetteln. Aber ein bisschen anders gedacht, kannst du das Prinzip auch auf deine Beziehung anwenden:
Wenn du anfangen willst deine Beziehung zu verbessern, macht es Sinn auf den Bereich zu fokussieren, der mit relativ geringem Energieaufwand am meisten Veränderung bringt.
Denn nicht alle Probleme haben die gleiche negative „Einschlagskraft“.
So hilft die Beseitigung eines ständigen Problems zwischen euch nicht viel, um eine Verbesserung zu bemerken. Denn sobald dieses beseitigt ist kommt ein neues anmarschiert und nimmt den Platz des vorherigen Problems ein.
Zum Beispiel:
- Ein teurer, romantischer Urlaub ist zwar wirklich toll und ich würde niemals auf die Idee kommen, das Angebot auszuschlagen.
Aber: Er bedeutet einen riesigen Aufwand mit fraglichem Gewinn (wird die Beziehung dadurch wirklich besser?
- Wenn ich mich ständig ärgere, dass mein Mann den Tisch nicht abwischt, oder den Müll nicht rausbringt, kann ich versuchen ihm das „abzutrainieren“.
Aber: Das bedeutet einen Aufwand mit sehr fraglichem Gewinn (Männer hassen es wohl grundsätzlich etwas „abtrainiert zu bekommen“). Das heißt natürlich nicht, dass es keinen Sinn macht Dinge anzusprechen und miteinander zu lernen! Aber eben ohne den ständigen Ärger 😉
Diese unlösbaren 20% des Giftes in deiner Beziehung sind nicht das Hauptproblem. Das Hauptproblem ist, dass du diesen Anspruch an deinen Partner nicht los lässt:
„Du solltest besser für mich sein! Du hättest besser für mich sein sollen!“
Vergeben: der Problemlöser mit der größten Einschlagskraft
Wenn du ein Problem loswerden willst, das einen riesigen Unterschied machen wird, dann nimm das Problem „Ich vergebe nicht“.
Warum ist dieser Bereich so riesig? Weil sich dieses Problem auf allen anderen Problemen wie eine Zecke festbeißt und sie bis zum letzten Tropfen aussaugt. Es lebt von den anderen Problemen.
Die Idee, deshalb alle Probleme zu beseitigen, damit dieses Problem kein Futter mehr hat, hatten schon viele.
Meistens endet es mit der erfolgreichen Entfernung des alten Ehepartners und der Einführung eines neuen Partners, bei dem man wirklich gar keinen Grund hat, nicht zu vergeben.
Denn es gibt einfach nichts, was er oder sie falsch gemacht hat. Zumindest solange, bis der erste echte Konflikt kommt…
Dass dieser Bereich so riesig ist, kann jetzt eine gute oder schlechte Botschaft für dich sein. Schlecht ist sie, wenn du nicht bereit bist, vergeben zu lernen.
Aber gut ist sie dann, wenn du bereit bist, im Vergeben besser zu werden. Dann kannst du mit dem Beseitigen von nur einem Problem einen Großteil aller negativen Gefühle langsam reduzieren, die Eheprobleme mit sich bringen.
Wie du mir so ich dir?
Dein Partner hat einen Fehler gemacht oder dich verletzt? Jede dieser Verletzungen stellt dich neu vor die Entscheidung: Wie wirst du damit umgehen? Wirst die Wut festhalten und tagelang schmollen?
Jede einzelne Situation ist absolut entscheidend! Wenn du die Schuld des anderen fest in deiner Erinnerung hältst, trainierst du dich darin, richtig schlecht vergeben zu können.
Jedes Mal ein bisschen schlechter. Nach einem Monat ist das noch nicht so tragisch. Nach zehn Jahren ist es katastrophal.
Vergibst du anderen nicht gerne, vergibst du dir selber vermutlich auch nicht besser. Wie hart bist du gegenüber dir selbst, wenn du einen Fehler machst?
Jesus beschreibt das Nicht-vergeben als ein Gefängnis, in das man sich selber steckt.
Aus diesem Dilemma hilft effektiv nur Jesus auf eine Weise, die wirklich befreit und mich begeistert. Sein Tod und seine Auferstehung sind keine nette Geschichte, sondern haben die Kraft deine Geschichte zu verändern – wenn du es willst. Durch Jesus kannst du neu reagieren, wenn du oder andere versagen oder verletzen.
„Wie Gott mir, so ich mir und meinem Partner“
Besonders krass habe ich das vor Jahren bemerkt, als unsere Kinder ganz klein waren und ich wegen einem Streit so stinksauer auf meinen Mann war. Mit meinem Baby im Arm saß ich stinksauer da und wollte auch es sein. Aber ich hab in mir Gottes Aufforderung gehört: „Vergib ihm“.
Also hab ich nach einer Weile zu Gott gesagt, dass ich die Wut loslassen will. Das fing damit an zu akzeptieren, dass es okay ist, dass mein Mann Fehler macht – und ich auch. Gott lud mich ein ihm zu vertrauen, dass er für die Wahrheit in diesem Streit für uns kämpfen wird. Das waren meine Überzeugungen, und ich öffnete mein Herz für Gottes Wirken, was ich schon oft trainiert hatte.
An diesem Tag war der Kontrast für mich aber so unglaublich krass spürbar. Vielleicht weil ich gerade ein kleines Baby im Arm hatte, das ganz friedlich da lag. Und in mir drin tobte unbändige Wut. Aber nach diesem Gespräch mit Gott löste sich meine Wut komplett auf und ich hatte Frieden. Ich habe den Streit mit meinem Mann trotzdem noch geklärt. Aber wie ich in das Gespräch ging war komplett verändert.
Vergeben bedeutet frei sein!
In anderen Situationen hab ich das nicht immer so krass gespürt. Aber dieses Erlebnis hat mich unglaublich motiviert, dem Gott, der Frieden geben will, noch mehr zu vertrauen und ihm zu folgen.
Und über die Jahre bin ich besser darin geworden, schneller zu vergeben. Natürlich gelingt das nicht immer gleich gut. Und für mich ist die Zeit mit Gott das Entscheidende. Ich muss zu ihm rennen, wenn mein Herz weh tut, weil mich jemand verletzt hat. Und er heilt diesen Schmerz dann. Das ist, wer er ist. Und das ist, was er versprochen hat.
Denn das ist sein Charakter: Er ist ein Gott, der meine Schwächen sieht und sie mir gerne vergibt. Wenn ich seine Vergebung will. Verdiene ich das? Nicht oft.
Aber deshalb bin ich so gerne mit ihm. Weil ich weiß, egal was ist: Er macht mir keine Vorwürfe und schimpft nicht über meine Fehler. Aber er ermutigt mich zur Veränderung und gibt mir innerliche Kraft. Diese Kraft macht, dass ich mich verändern kann.
So ist er. Und so kann ich dann auch mich und meinen Partner behandeln.
Wie kannst du also praktisch mit den Schwächen deines Partners oder Mitmenschen umgehen?
Liebe dich wie Gott dich liebt
Einer der bekanntesten Verse der Bibel lautet, frei übersetzt: Gott hat dich so sehr geliebt, dass er in Jesus für dich auf die Welt kam, damit, wenn du an ihn glaubst, du ewig leben wirst und frei sein wirst (Joh 3,16).
Gottes Liebe ist die Quelle. Wenn seine Liebe für dich keine Realität wird, wird es mit dem Vergeben schwierig. Er muss dir seine Liebe zeigen, damit sich etwas verändern kann.
Deshalb: Bist du ein Mensch, der verstanden hat, dass er täglich essen muss, um am Leben zu bleiben? Dann nimm dir auch Zeit, täglich dein Herz mit Gottes Liebe für dich zu füttern. Das geht so: Lade ihn ein, dir heute zu zeigen, wer er ist und wie er dich liebt. Und bitte ihn dir zu zeigen, wie du vergeben kannst.
Nimm dir zwischendurch einmal Zeit die Bibel zu lesen. Mach etwas Platz in deinem Alltag für Gott. So wie du Platz machst, um zu essen und zu trinken. Das ist auch der Grund für das Gebet vor dem Essen. Damit sagst du: „Gott, mein Herz braucht dich, wie mein Körper Nahrung braucht.“
Gott liebt dich einfach so sehr und hilft dir so gerne, wenn du zu ihm kommst. Seine Kraft kann das, was deine nie schafft. Und dann kann der nächste Schritt kommen:
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
Gott hat kein Problem damit, dass du und dein Partner begrenzt sind und Fehler machen. Aber er hat ein Problem damit, wenn du so tust, als wäre deine Schuld und die Schuld deines Partners kein Problem. Schuld ist ein Problem und sie muss zu Gott gebracht werden. Denn nur er kann diesen „Sondermüll“ richtig entsorgen.
Du und dein Partner sind zu unterschiedlich? Das Problem hierbei ist nicht eure Unterschiedlichkeit. Das Problem ist, dass du dem anderen nicht vergibst, so anders zu sein.
Wenn dich dein Partner verletzt oder sauer macht, wende dich an Gott und vertraue ihm. Gebe ihm die Schuld, Wut und Verletzung. Er wird für dich kämpfen. Vielleicht merkst du nach einem Tag oder einem Monat noch keinen riesigen Unterschied. Aber nach ein paar Jahren blickst du mit Sicherheit zurück und kannst sagen: Mit Gott habe ich eine Katastrophe verhindert!
Gott meint es ernst
„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet“ (Lk 6,36f).
Gott nimmt das Problem mit dem nicht Vergeben ernst. Ihm geht es um dein Herz. Gibt es etwas, das dich von Gottes Vergebung fernhalten kann? Ja, wenn du nicht vergibst. Da war Jesus extrem deutlich.
Dein Herz ist es wert, dass du dem anderen und dir vergibst! Vielleicht fragst du dich, warum Gott so hart ist, wenn es um das Vergeben geht?
Naja, das ganze Ding mit dem am Kreuz sterben war schließlich auf diese eine Sache fokussiert: Dass Gott dir vergibt und treu bleibt, obwohl du es nicht verdienst.
Das ist die große Botschaft von jedem einzelnen Christen: „Ich bin ein Sünder und Gott hat mir vergeben! Er hat mich gerecht gemacht!“ Und das soll deine Ehe auch ausdrücken: Ich liebe meinen Partner und bleib ihm treu, auch wenn er es nicht immer verdient.
Dein Herz wird nie gesund werden, wenn du dich an diesem Thema vorbei mogelst.
Wenn du Christ bist und das ist nicht deine Botschaft, dann würde ich dir raten, nochmal über deinen Glauben nachzudenken. Vielleicht entdeckst du im Vergeben das, was dir all die Jahre gefehlt hat.
Wenn du nicht Christ bist dann werde es! Jesus ist das Beste, das dir je passieren wird, denn seine Liebe ist unvergleichlich.
Nicht vergeben: das größte Problem?
Ist es in deiner Beziehung also wirklich das größte Problem, dass du nicht vergibst? Ich sehe natürlich deine Beziehung nicht und weiß nicht was alles schon vorgefallen ist. Aber das eine weiß ich: Meine Liebe zu meinem Mann schrumpft rapide, wenn ich anfange nachtragend zu sein und ihm (innerlich oder verbal) Vorhaltungen mache.
Nicht vergeben ist und bleibt eines der größten Probleme der Menschheit.
Natürlich verschwinden durch das Vergeben nicht auf einmal alle anderen Probleme in deiner Ehe. Aber ihre negative Kraft wird definitiv reduziert.
Gott will Beziehungen heilen. Er liebt deine Ehe. Er liebt euch und hat Hoffnung für euch.
Deine Anita